Hashtag #metoo. SWR Beitrag

Der SWR hatte uns angefragt, ob wir für die SWR Aktuell Nachrichten etwas zum Thema Alltagssexismus / sexualisierte Gewalt berichten / beitragen möchten. Aufhänger des Berichts ist der Hashtag #metoo.
Wir begrüßen die Intention des SWR das Thema Alltagssexismus einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen und sichtbar zu machen, wie vielen Frauen Erlebende oder Opfer sexualisierter Gewalt sind – und zwar unabhängig von Kategorien wie Alter, sozialem Umfeld, Klassenverhältnis etc. Leider verdeutlicht der Bericht nicht unseren Standpunkt, sondern reproduziert gängige Mythen über Sexismus in unserer Gesellschaft.

http://swrmediathek.de/player.htm?show=40453a60-b433-11e7-a5ff-005056a12b4c

Uns war wichtig, in dem Beitrag nicht als Opfer und Einzelfälle inszeniert zu werden, sondern darauf aufmerksam zu machen, dass Sexismus allgegenwärtig ist – wir finden ihn in der Werbung, im Büroalltag, in der Politik, im öffentlichen Raum etc.

Leider fanden unsere politischen und empowernden Statements keinen Platz in dem Bericht, lediglich die Opferrolle ist die dargestellte.

Auch wenn einige von uns sich nicht an der Aktion beteiligt haben, solidarisieren uns mit allen Personen, die unter #metoo ihre Erfahrungen teilen, messen dieser Aktion aber keine wellenschlagende Bedeutung zu.
Aktivist*innen und Betroffene machen seit Jahrzenten auf Alltagssexismus und sexualisierte Gewalt aufmerksam, finden aber gesellschaftlich kaum Gehör. Zwar kann das Lesen und auch Teilen der Geschichten einen eigenen Reflektionsprozess auslösen und empowernd wirken, aber die Ausübenden von sexualisierter Gewalt erreichen wir dadurch nicht. Auch wenn die Aktion bei einigen Menschen (Männern) Überraschung darpüber ausgelöst hat, dass so viele in ihrem persönlichen Umfeld betroffen sind, leistet sie keine Hilfestellung. Beispielsweise um Abwehrhaltungen abzubauen sich Fehlverhalten einzugestehen oder eigene Sexismen zu reflektieren.

Viel wichtiger als diese Aktion ist das wir alle, die Gesellschaft, darüber nachdenken, wie wir nachhaltig Zivilcourage stärken, politischen Druck aufbauen und Gelder für Aufklärungsarbeit generieren können.