und warum es linke, emanzipatorische Solidarität mit Israel braucht
Der grausame, antisemitische Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober hat uns zutiefst bestürzt. Die Terroristen ermordeten und verschleppten gezielt israelische Zivilist*innen. Palästinensische Zivilist*innen sterben durch die Rückschläge des israelischen Militärs und durch die Rücksichtslosigkeit der Hamas und des Islamic Jihad.
Wir sprechen unser tiefes Mitgefühl für alle Opfer, Angehörigen und Betroffenen aus. Jede*r Tote ist eine*r zu viel.
In der Woche nach dem 7. Oktober sind antisemitische Vorfälle in Deutschland durch die Decke gegangen. 202 Vorfälle wurden gezählt, im Vergleich zu 59 in der Vorjahreswoche [1]. Auf eine Berliner Synagoge wurde ein Brandanschlag versucht [2]; Häuser, in denen jüdische Personen leben, wurden markiert [3]. Dies zeigt wieder einmal, wie oft angebliche „Kritik an Israel“ tatsächlich Antisemitismus bedeutet. Jüdinnen*Juden müssen in Angst leben und äußern den Wunsch nach Solidarität [4]. Von Teilen der Linken erhalten sie diese nicht.
Wir halten eine solidarische Haltung gegenüber Israel, die nicht ausschließlich aus den Reihen der etablierten Parteien kommt, für sehr wichtig. Eine israelsolidarische Haltung emanzipatorischer, sich selbst als links verstehender Gruppen ist notwendig, …
- … damit wir eine starke Gegenstimme sind, wenn konservative und rechte Politiker*innen ihre vermeintliche Solidarität zum Vorwand nehmen, um mehr Abschiebungen zu fordern und antimuslimischen Rassismus zu verbreiten.
- … damit im Einsatz gegen Diskriminierung und Ungleichheit der Kampf gegen Antisemitismus nicht doch hinten herunterfällt. Jüdisches Leben ist weltweit und auch in Israel bedroht.
- … damit wir fortschrittliche israelische und palästinensische Stimmen, die sich für eine friedliche Lösung des Nahost-Konflikts einsetzen, stärken, ebenso wie jene, die mit Ausdauer gegen die rechte israelische Regierung demonstrieren.
Wir sind zutiefst bedrückt über die Verharmlosung der Hamas (eine national-islamistische, terroristische Gruppierung), die uns derzeit häufig begegnet – auch von (queer)feministischen Gruppen. Wir stellen uns entschieden gegen Aussagen wie der Terrorangriff der Hamas sei eine „Militäroffensive“ gewesen, „legitimer Widerstand“ oder gar eine „gerechte Strafe“. Halbherzige Distanzierungen überzeugen uns nicht. Wer sich als feministisch bezeichnet, aber eine patriarchale, antisemitische Terrororganisation rechtfertigt, dem geht es wohl weniger um Feminismus und die Lebenswirklichkeiten von FLINTA*, als vielmehr um die Dämonisierung Israels.
Wir müssen den Terror der Hamas als genau das benennen: als Terror. Er richtet sich gezielt gegen Zivilist*innen. Er ist antisemitisch – er hat zum Ziel, Jüdinnen*Juden zu ermorden. Und er ist antifeministisch. Es war eine gezielte Strategie der Terroristen, Frauen zu verg*waltigen, zu ermorden und die Leichen ihrer Opfer zu schänden [5]. Videos davon sollten ihre misogyne Gewalt weltweit verbreiten.
Kurzum: Der Terror der Hamas ist kein „Befreiungskampf“, er ist voll patriarchaler Gewalt, reaktionär und hat eine unfreie Gesellschaft zum Ziel, die u.a. Frauen und queere Menschen unterdrückt. Ein solches Regime übt die Hamas bereits aus – gegen die Bevölkerung in Gaza [6]. Finanziert wird sie maßgeblich vom iranischen Regime [7].
Ja, wir haben in den letzten Tagen einige oberflächliche Distanzierungen von der Hamas gehört. Es beschämt uns, dass dieselben Akteur*innen es nicht schaffen, den Opfern des antisemitischen Terrorangriffs angemessen zu gedenken, sondern Israel beständig als Hauptaggressor bezeichnen. Somit findet weiterhin eine Verharmlosung statt. Wer für eine befreite Gesellschaft kämpft, kann nicht gleichzeitig Antisemitismus, Islamismus, Misogynie und Queerfeindlichkeit übersehen oder rechtfertigen!
Quellen
Wir haben Quellen ausgewählt, die für alle öffentlich zugänglich sind.
[1] Zunahme antisemitischer Vorfälle:
https://www.report-antisemitism.de/documents/2023-10-18_antisemitische_reaktionen_in_deutschland_auf_die_hamas-massaker_in_israel.pdf
[2] Brandanschlag auf Berliner Synagoge: https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/berlin-brandanschlag-juedische-gemeinde-102.html
[3] Markierung von Häusern jüdischer Bewohner*innen: https://www.merkur.de/politik/antisemitismus-israel-krieg-berlin-polizei-judenstern-davidstern-vandalismus-judenhass-92578991.html; https://twitter.com/AStaroselski/status/1713150097284870320
[4] Wünsche nach Solidarität, exemplarisch: https://www.instagram.com/p/CylPde7sKD4/?igshid=MzRlODBiNWFlZA==; https://www.instagram.com/p/CydSmjUsCg8/?utm_source=ig_web_copy_link&igshid=MzRlODBiNWFlZA==
[5] Antifeministischer Terror der Hamas: https://taz.de/Islamismus-und-sexualisierte-Gewalt/!5962609/
[6] Regime der Hamas in Gaza: https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/palaestinenser-im-gaza-streifen-unter-dem-joch-von-hamas,TsHo6vj; https://www.deutschlandfunk.de/alltag-zwischen-armut-und-angst-100.html
[7] Finanzierung der Hamas durch Iran: https://www.tagesschau.de/ausland/asien/iran-hamas-unterstuetzung-100.html