Stellungnahme: Freibäder zu sicheren Orten machen

Zur aktuellen Berichterstattung über sexualisierte Übergriffe in Stuttgarter Freibädern haben wir eine Stellungnahme an die Medien sowie die Stuttgarter Bäderbetriebe verschickt.

„Mehrere Frauen im Inselbad begrabscht – Zeugen gesucht“, Stuttgarter Zeitung 20.06.22
„22-Jähriger belästigt Mädchen im Inselbad“, Stuttgarter Zeitung 19.06.22
„Mann belästigt 33-Jährige im Freibad sexuell“, Stuttgarter Zeitung 17.06.22
„15-Jährige in Rutsche begrabscht- Zeugen gesucht“, Stuttgarter Zeitung 18.05.22

Seit mehreren Jahren arbeiten wir – Queerfeminismus Stuttgart e. V. – zu queeren und feministischen Themen, machen Bildungsarbeit, schaffen Sichtbarkeit, Vernetzung und Schutzräume. Mit unserer Veranstaltungsreihe #freischwimmen setzten wir einen Schwerpunkt auf (un)sichere Orte, Verdrängung und Ausgrenzung. Mit Veranstaltungen wie der Kundgebung „Safe Spaces, safe places“ am Schillerplatz, der queeren und feministischen Raddemo wie auch queerfeministischen Interventionen im Inselbad haben wir auf sexistische, rassistische und queer-/transfeindliche Kontinuitäten aufmerksam gemacht. Daher überrascht uns die aktuelle Häufung der sexualisierten Übergriffe und die damit verbundene Berichterstattung nicht.
Vielmehr ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffern (sexueller) Grenzverletzungen weit höher liegen. Verbale wie körperliche Übergriffe, Be- und Abwertung von Körpern, erschweren und verunmöglichen das unbeschwerte Teilhaben in der Gesellschaft für viele Menschen. Deshalb
fordern wir, dass sich die betroffenen Akteur*innen konsequent diesen Problemen stellen und geeignete Maßnahmen umsetzen:

  • Spezifische Angebote und Schutzräume: Um Zugänge für alle Menschen zu schaffen, können exklusive Öffnungszeiten für Mädchen und Frauen wie auch trans- und intergeschlechtliche Menschen hilfreich sein.
  • Awareness-Schulungen für das Schwimmbad-Personal: Mitarbeiter*innen im Bäderbetrieb haben vielfältige Aufgaben und oft noch kein explizites Werkzeug bzw. einen gemeinsamen Handlungsrahmen, wie Betroffene von Übergriffen unterstützt werden können, und auch, wie Übergriffe vermindert werden können. Hierfür braucht es Schulungen, die alle Mitarbeiter*innen mit Gäst*innenkontakt befähigen, souverän und konsequent intervenieren
    und unterstützen zu können.
  • Aufklärung in Bädern durch eine Sensibilisierungs-Kampagne: Mädchen und Frauen müssen Bäder als sicheren Ort erleben können, den sie unbehelligt von sexuellen Übergriffen in Anspruch nehmen können. Dafür könnte eine akteursübergreifende Kampagne zum einen potenziellen Täter*innen zeigen, dass übergriffiges Verhalten nicht toleriert wird und Konsequenzen hat, zum anderen aber auch Gäste ermutigen, Präsenz zu zeigen und aktiv zu werden, wenn sie potenziell übergriffiges Verhalten beobachten. Ein Vorbild hierfür könnte die Kampagne „NO GO – Schau nicht weg bei sexueller Belästigung im Schwimmbad“, die im Sommer 2021 in Österreich bundesweit in Bädern gezeigt wurde, sein.

Für Rückfragen stehen wir gerne unter queerfemstuttgart@riseup.net zur Verfügung.